Schüler brauchen mehr Information über die Studienfinanzierung

Im Berliner-Studienberechtigten-Panel “Best Up” haben WZB und DIW Berlin gefragt, welche Informationen potentielle Studienanfänger in Berlin über die Hochschulen haben. Erste Ergebnisse belegen eindeutig, dass besser Information über Möglichkeiten auch tatsächlich die Entscheidungen beeinflussen. Insbesondere Abiturientinnen und Abiturienten ohne akademisch geprägtes Elternhaus und Umfeld könnten so zu einer Ausbildung ermutigt werden. Die Autoren empfehlen den Schulen, insbesondere auch über die Möglichkeiten zur Finanzierung des Studiums zu informieren.

Angst der Eltern gebiert nur Kontrollwahn

In der FAZ beschreibt Winand von Petersdorff  die Angst amerikanischer Eltern in der Erziehung. Der Freiheitsdrang der Kinder wird mehr und mehr eingeschränkt, da Eltern und Gesellschaft nicht mit Freiheit umgehen können. So ist sogar der uramerikanische Limostand am Gartentor nicht mehr möglich, einst die erste kaufmännische Erfahrung für ungezählte Kinder. Das Ersticken des Freiheitsgeistes durch Angst der Eltern ist aber nicht nur ein amerikanisches Problem – und auch nicht nur ein Problem unserer Zeit. Reiner Stach beschrieb den Schulweg des kleinen Franz Kafka, der lückenlos vom Elternhaus in die Schule und zurück betreut wurde. Es blieb ein stets Gefühl der Angst vor dem verlängerten Arm des Vaters. Das eigene Erkunden der Welt war nicht möglich. Angst gebiert nur Kontrollwahn. Ohne eine Kindheit mit Freiräumen fehlt der Mut, den diese Kinder später zur Gestaltung der Welt brauchen!

Grammar Schools ermöglichen sozialen Aufstieg

In der Süddeutschen Zeitung berichtet Christian Zaschke von den überlegungen der britischen Regierung unter Theresa May, die  Grammar Schools wiedereinzuführen. Der Titel “Rückkehr der Elite-Gymnasien” verrät schon, an welcher Konfliktlinie die Auseinandersetzung entlang läuft: Leistungselite oder Geburtselite. Die Aversion gegen Eliten führte zur Abschaffung der Gymnasien, die doch der Inkubator für begabte und leistungsstarke Jugendliche gewesen waren. Die flächendeckende Einführung der Gesamtschulen war dabei nur scheinbar gerecht: Das staatliche Schulsystem Großbritanniens wird als gescheitert wahrgenommen, gestärkt wurden die privaten Anbieter schulischer Ausbildung. Diesen ist nun fast ein Oligopol für eine qualitätsvolle Schulbildung zugefallen; die Eltern geben finanziell alles, um ihren Kindern eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Die finanzstarke Geburtselite hat gewonnen! Es gilt diese Entwicklung umzukehren: Nur wenn die staatlichen Schulen auch leistungsstarke Schüler fördern, können diese wieder den sozialen Aufstieg garantieren.

Numerus Clausus: Regionale Unterschiede

Eine CHE-Studie hat die Praxis des Numerus Clausus (NC) im Wintersemester 2015/16 in Deutschland ausgewertet. Bundesweit sind 42 Prozent der Studiengänge zulassungsbeschränkt, wobei es große Unterschiede zwischen Fächern und Regionen gibt: Die höchsten Zugangshürden lassen sich bei den Ingenieurfächern finden, die geringsten bei geisteswissenschaftlichen Fächern. Berlin und Bremen weisen überdurchschnittlich hohe NC-Quote auf, die niedrigsten NC-Quoten finden sich in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Rheinland-Pfalz.  Unter dem Titel “Schlechtes Abi, gute Chancen” empfiehlt die FAZ die Mobilität der Studierenden.

Die Lektüre lässt auf eine geographische und geistige Immobilität einer Mehrheit der Studierenden schließen. Am oberen Ende bei den Ingenieurstudiengängen mit attrakiven Berufsaussichten erstaunt der große Andrang auf den leistungsaffinen Hochschulen nicht. Aber warum Bremen? Womöglich weil sich die Ausbildungs- und Berufsaussichten der dortigen Universität sich so exzeptionell abheben von anderen Hochschulen? Wahrscheinlicher scheint zu sein: Die Stadtstaaten haben die nöchsten NCs, weil die Studierenden eben in der attraktiven Großstadt sein wollen. Da mag es soziale Gründe geben, etwa das man in der eigenen Heimat günstiger studiert. Es zeigt aber auch, dass viele Studierende sich eben lokal entscheiden, den weiten Bildungsmarkt gar nicht wahrnehmen.

Angesichts der aktuell hohen Studierendenzahlen erscheinen die Folgen des demographischen Knicks gerade noch etwas theoretisch. Wie aber können die weniger begehrten Hochschulen überleben, wenn die Bewerber absolut zurückgehen. Was hilft ihnen dann, um mehr Bewerber zu bekommen? Attraktive Berufsaussichten, das Versprechen einer guten Betreuung oder touristische  Öffentlichkeitsarbeit? Eine ganz konträre Empfehlung wäre es, wenn “schwächere” Hochschulen auch angesichts weniger Bewerber auf strenge Auswahlverfahren setzen: Dann könnten sich Hochschulen auch durch die besondere Ansammlung engagierter Studierender auszeichnen, anstatt als Resterampe zu fungieren. 

Hochschulmanagement: Ende aller Kreativität

In der Zeit 24/2015 berichten Wissenschaftler aus der universitären Praxis in Deutschland: Die Klagen der Forscher sind authentisch, da sie von ihrer jeweiligen Forschung berichten – und der Behinderung durch die Managementmethoden des Hochschulwesens. Die Klagelitanai hat unterschiedliche Schwerpunkte: Die Verhinderung freier Forschung durch das Antragswesen, die Leistungsbeurteilung des Personals, das Prekariat des Nachwuchses.

Hier sei besonders auf das Problem der Lehre hingewiesen. Bernhard Dick, Niko Ernsting und Marc Reimann kritisieren die Modulasierung der Lehre: “Die Regeln dazu entstammen der irrwitzigen Vorstellung, dass Inhalte beliebig austauschbar und alle Fächer gleich wären.” Die drei Chemiker sehen den Lernprozess eines miteinander verbundenen Wissens durch die kurzen Sequenzen der Lehreinheiten und Prüfungen nicht mehr gewährleistet. Die Studenten nämlich verstünden schnell die Anforderungen der engen Prüfungsordnungen und richteten sich danach. Insbesondere in den MA-Studiengängen sei so die schöpferische Freiheit kaum mehr möglich: “Welchen Vorteil hat unsere Gesellschaft von einer solchen Ausbildung? Verlieren unsere Universitäten dadurch nicht die Fähigkeit, Talente zu wecken und zu fördern?”

Zukunft der Arbeit? Nur Digital?

Das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales fragt Jedermann im Internet: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Welche Rahmenbedingungen wollen wir gestalten? Welche Erwartungen haben Sie an die Arbeit der Zukunft?
Die Website selbst schon ist ein Ausdruck für den Wunsch, die neuen Technologien auch zu nutzen. Ohne Hierarchien soll es hier um Ideen und Argumente gehen. Eine schöne Idee und ein glänzendes Äußeres. In einem ersten Grünbuch hat das Ministerium im April 2015 erste Überlegungen vorgestellt.

Bedeutet Arbeiten 4.0 eigentlich immer Digitalisierung? Die Schnelligkeit und Einfachheit der Kommunikation ermöglicht längst eine alltägliche Arbeitspraxis vieler Menschen. Neue Geschäftsmodelle bauen oft auf technologischen Innovationen. Andererseits sind es immer noch chinesische Dockarbeiter und vietnamesische Näherinnen, die die globale Wirtschaft ermöglichen. Es geht also in Teilen eher um die glatte Oberfläche der Arbeitswelt. Die Vermutung, dass sich die technologische Entwicklung beschleunigt und immer weitere Möglichkeiten hinzu kommen, ist sicher nicht ganz falsch. Bei aller Euphorie für hierarchiefreie Kommunikation und weltweite Reichweite muss gefragt werden: Wer entscheidet? Und wer ist verantwortlich?

Und damit sind wir wieder bei den Fragen der Wissenschaft: Das ist der Grund, warum es immer noch Gatekeeper bedarf: Verlage, anerkannte Medien, Professorentitel. Und wir brauchen staatliche Institutionen, die die Freiheiten der neuen Technologien garantieren.  Ohne die Kraft echter technologischer Innovationen zu bezweifeln: Die neuen Medien sind oftmals nur neue Kommunikationswege, die die vorhandenen Strukturen effizienter gestalten. In den 1950er Jahren haben Menschen bei Aufsatzwettbewerben noch mitgemacht, heute sollen sie ein im Smartphone sich an die Ministerin äußern.

BMBF: Mehr Forschung an den Fachhochschulen

Die am 18. Juni vorgestellte Initiative Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region des deutschen BMBF kann nur begrüßt werden.  Fachhochschulen sind ein Inkubator für die wirtschaftliche Entwicklung in ihrer Region. Eine Förderung der Forschung wirbt auch in den FHs für “Bildung durch Wissenschaft”. Dies ist auch kein Widerspruch zur Praxisorientierung der Fachhochschulen: Die nachprüfbar bessere Anwendbarkeit war in den angewandten Fächern stets das Kriterium der Wissenschaftlichkeit.

Man kann die Initiative aber auch kritischer sehen: Die Förderung der Fachhochschulen und die Erteilung etwa des Promotionsrechts entwerten das forschungsorientierte Profil der Universitäten. Diese wiederum bieten seit Jahrzehnten auch Studiengänge und Weiterbildungen, in denen von der Idee des gemeinsamen Forschens nichts übrig geblieben ist. Deshalb sollte mit der Initiative zur Stärkung der Fachhochschulen auch eine Verpflichtung auf eine an dieser Forschung ausgerichteten Lehre verbunden sein.
Eine “reine” Forschungsorientierung der FHs würde nämlich die Fachhochschulen dorthin bringen, wo die Universitäten sich schon befinden: eine nur lockere Verbindung der Spitzenforschung mit gigantischen Drittmitteln und dem Durchwursteln in der Lehre.

Wahrheit: Waffe des Westens

Die westliche Welt steht für Aufklärung und Wahrheit! Womöglich ist dies vielen Menschen nicht bewusst, die in dem Schutzraum der westlichen Demokratien leben. Nein: Grenzen töten eben nicht, wie die Demonstranten gegen die EU-Flüchtlingspolitik glauben machen wollen. Grenzen geben einen Rahmen, ohne den der Raum der Freiheit und des Rechts nicht möglich sind. Über die Durchlässigkeit und den Weg der Grenzüberschreitung darf gestritten werden. “Über Grenzen” hatte Ralf Dahrendorf seine Lebenserinnerungen überschrieben: Er sprach sich für Grenzen der Länder und der Wissenschaften aus, überschritt diese dann aber federleicht.

Scheinbar werden die EU-Außengrenzen immer weniger als die Garanten von Freiheit und Recht angesehen. In russischen Medien erscheint die EU als ein Machtblock, der die Nachbarn mit hegemonialer Geste gewaltsam zu integrieren sucht. Die aktuelle russische Regierung scheint sich dem Kampf gegen diesen Hegemon verschrieben zu haben – über die Motive lässt sich spekulieren: Persönliche Kränkungen oder Ablenkung innenpolitischen Versagens? Durch die Instrumentalisierung weisungsgebundener oder -höriger Medien scheint im Land eine Mobilisierung gegen „den Westen“ stattzufinden. Die russische Regierung sieht sich selbst in einem Szenario von Aufrüstung und militärischer Gefahr. Entsprechend ist die Drohkulisse  gegen unmittelbare Nachbarstaaten.

Wie können die Länder des Westens auf eine solche Aggression reagieren? Ben Hodges, der Oberkommandant der US-Streitkräfte in Europa, gibt im heutigen Standard eine eindeutige Antwort: Echte Information sind der beste Weg, um im neuen Hybridkrieg zu bestehen. Hodges erkennt hinter der russischen Propaganda eine gezielte Strategie, die NATO durch Fehlinformationen zu destabilisieren: „Die Menge an Geld, die Russland in Medien in Europa investiert. Russia Today gibt etwa riesige Summen in Deutschland aus, aber auch in Italien. Das ist der Hybridkrieg: Es wird keine lange Kolonne russischer Panzer geben, die ein Land überfallen. Es geht darum, die Temperatur knapp unter 100 Grad zu halten. Das Recht zu verdrehen, Informationen zu verbreiten, Zweifel zu nähren.“ Ein zaghafter Versuch der EU-Staaten, auf die Aggression aus dem Osten überhaupt zu reagieren, werden vom russischen Außenministerium und „ihren“ Medien höhnisch kommentiert.

Wie kann – muß – die westliche Welt darauf reagieren? Durch die Macht der Wahrheit! Allein schon durch die demokratische Praxis sind die Staaten dazu gezwungen, so Hodges: „Die Russen stehen nicht unter der Last, die Wahrheit sagen zu müssen. Aber jeder Staatenlenker im Westen muss damit rechnen, dass die Medien oder das Parlament ihm widersprechen.“ Tatsächlich ist mit Desinformation und Gegendesinformation nichts zu gewinnen. In Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen, die von Mehrheiten getragen werden liegt die Stärke des Westens. Die Grenzen Europas garantieren diesen Glauben an die Kraft der Wahrheit durch transparente Argumente .  Die Krise ermahnt alle Europäer, sich dieses Erbes bewusst zu werden, das in der Welt nicht selbstverständlich ist.

Raum für Ambivalenzen

Am Beispiel der Universität beschreibt Marko Martin in einem Welt-Kommentar die Ambivalenzen des Lebens: “Karrieren sind wie das Leben – kaum zu planen!” Die angeführten Biografien von Prominenten belegen, dass die schwarz-weiß Beurteilung von Menschen und ihrer Lebenswege nie gerechtfertigt ist. Besonders eindrucksvoll ist die beschriebene Demaskierung eines ideologischen Exzesses durch ein Kind. Demonstrierende Studierende drangen in das Seminar des als reaktionär kritisierten Arnulf Baring ein, der dorthin seinen kleinen Sohn mitgebracht hatte. Die reale Erscheinung  kindlicher Unvoreingenommenheit auf die Welt lässt die Demonstrierenden straucheln. Nur der Anführer bellt alleine weiter seine Parolen gegen den Professor in das Megafon. Der Autor sinniert, wohin das Leben diesen Menschen später wohl gebracht hat.

Der Artikel beantwortete die Frage, ob die Hochschulen “nur Horte von PC-Terror und neoliberalem Anpassungsdruck” sind, mit Beispielen: Jeder historische Blick belege doch, das das Leben nie so linear verlaufe, wie gedacht. Und auch ein Lernprozess lässt sich nicht linear abbilden.  “Bildung durch Wissenschaft” bedeutet: Zulassen von Ambivalenz und Diskussion. Und das Schätzen des Gegenargumentes, schrulliger Individuen und versponnener Ideen. Diese – an sich banale – Erkenntnis scheint aber mitnichten in die Organisationspraxis der Hochschulen einzufließen. Die Hoffnung auf Skaleneffekte macht die Hochschulen vielmehr zu gigantischen Maschinen der Vermittlung linear-positivistischen Wissens . Großzügigkeit und Fehlertoleranz scheint da kaum vorgesehen.

Drastisch zeigt sich das auch in der “Hexenverbrennung” des Medizin-Nobelpreisträgers Sir Tim Hunt. Eine unbedachte Äußerung über Frauen führte unmittelbar zum Verlust seiner Ehrenämter und Mitgliedschaften in Hochschule und Akademie. So unverzeihlich scheint der diskrimirende Kommentar Sir Tims, dass seine wissenschaftlichen Leistungen auch nichts mehr Wert zu seinen scheinen. Gegenstimmen gegen diese  sind kaum zu hören: Zu stark scheint das moralische Recht. Der Vorgang ist erschreckend: Er zeigt, dass es mit dem Wissen um die Ambivalenzen des Lebens nicht weit her ist. Jedem Mensch muss eine Fehlertoleranz gegönnt sein; auch in Fragen, die eine Mehrzahl der Menschen für sich moralisch eindeutig beantwortet hat. Der Rechtsstaat garantiert, dass über Bürger nach gleichen Gesetzen und Verfahrensregeln geurteilt wird. Weltanschauliche Diskurse werden mit harten Bandagen geführt, doch wünscht man sich genau die gleichen rechtsstaatlichen Grundsätze auch im Diskurs. Das Prinzip “Wissenschaft” soll den freien Austausch von Argumenten garantieren. Jegliche moralisch aufgeladene Verurteilung des Anderen gefährdet diese Idee.

Österreich: Arbeitsbeschränkungen für ausländische Absolventen

In der Wiener Zeitung kann man von der sozialen Durchlässigkeit des österreichischen Hochschulwesens lesen: Nur ein Drittel der Studenten in Österreich haben Akademiker als Eltern. Im Vergleich liege dieser Wert in Deutschland und Dänemark über der 70-Prozent-Marke. Sagen die Zahlen etwas über die institutionelle Gerechtigkeit aus oder über die Zähigkeit der Bindung an soziale Milieus in Österreich, die sich nun erst vergleichsweise spät  aufbrechen?  Die Zahlen stammen aus dem Eurostudent Report des HIS, dessen Lektüre in vielen anderen Bereichen aufschlussreich ist.

Bezüglich der internationalen Mobilität beziehungsweise der Studierenden mit Migrationshintergrund sind die Daten von besonderem Interesse, da sich an den Zahlen die Internationalisierungsstrategie von Hochschulen und der Republik ablesen lässt. 6.7 Prozent der Österreichischen Studierenden stammen aus dem Ausland; 9.8 Prozent sind die Kinder von Ausländern, die in Österreich leben. Für sich sagen die Zahlen wenig aus, da sie nicht zwischen EU- und Nicht-EU-Ausländern trennen; sowie nicht die sprachlichen Fähigkeiten abfragen, die etwa Deutsche selbstverständlich erfüllen sollten. Im weltweiten Vergleich ist Österreich eines der Länder mit dem höchsten Anteil an internationalen Studierenden. Aus dem Vierten Bericht des Beauftragten der Stadt Wien für Universitäten und Forschung geht hervor, dass sich die Internationalisierung vor allem bei den Studierenden der Wiener Universitäten zeigt. Ein Viertel der Studierenden hat eine ausländische Staatsbürgerschaft. Der Großteil der internationalen Studierenden in Wien stammt aus Deutschland und Südosteuropa. Weltweit wuchs die internationale Mobilität vor allem durch asiatische Studierende, die außer an die renommierten Kunsthochschulen kaum nach Wien kommen. Im Times Higher Education World University Rankings 2014-2015 wird die Universität Wien auf Platz 13 der Hochschulen mit dem höchsten Internationalisierungsgrad geführt.

Der Wiener Universitätsbeauftragte Alexander Van der Bellen wirbt für Weltoffenheit und Toleranz des österreichischen Hochschulsystems. Diese dürfe aber nicht mit dem Abschluss des Studiums enden. Im “Ceterum censeo” seines Berichts 2015 (S. 62ff) kritisiert Van der Bellen das österreichische Fremdenrecht scharf. Selbst Ausländer mit einem erfolgreichen österreichischen Hochschulabschluss werden beim Eintritt in den Arbeitsmarkt behindert. Die Folgen seien ein Paradoxen: Aus Steuermitteln Österreich finanziere den internationalen Studierenden das Studium und verabschiede sie, bevor sie die Kosten für das Studium über eine Erwerbstätigkeit und die damit verbundene Steuerleistung zurückzahlen können. Volkswirtschaftlich gesehen sei die Praxis unsinnig. Als positive Gegenbeispiel verweist der Bericht auf die deutsche Praxis des Umgangs mit inländischen Absolventen ausländischer Herkunft, die wesentlich längere Zeiten der Arbeitssuche gewähren. Die mit der Exekution des Bleibe- und Aufenthaltsrechts befassten Stellen werden stetig ausgebaut, wogegen Van der Bellen eindeutig protestiert: “Das Gesetz gehört geändert, der Unsinn beendet. “

Hochschule und offene Gesellschaft